Dieses Jahr in Jerusalem!

Als gemischte Gruppe von je 10 Schüler*innen der FOS/BOS Fürstenfeldbruck und der FOS Germering hatten wir dieses Jahr die Möglichkeit, nach Israel zu reisen. Spätestens am Flughafen, als wir einzeln befragt und unser Flugzeug von einem gepanzerten Polizeifahrzeug zum Rollfeld eskortiert wurde, war uns klar, dass dies eine ganz besondere Reise sein würde. Mit Ruhe und Geduld gewappnet konnte uns aber nichts mehr aufhalten. Israel, wir kommen!

Nach ein paar Stunden kamen wir dann endlich im Kibbuz Nachsholim an und bezogen unsere Zimmer, in denen wir die ersten drei Nächte verbrachten. Wir erkundeten noch ein wenig das Gelände und den Strand, bis es Zeit für das mediterrane Abendbuffet war. Obwohl wir uns kaum kannten, war die Gruppe genauso wie das Essen in Nachsholim – vielfältig, harmonisch, und unglaublich gut!

Gestärkt machten wir uns dann auf den Weg zum Gespräch mit Hanna, einer Holocaust-Überlebenden und Mitgründerin der Organisation „Dialog“. Diese Unterhaltung wird wohl niemand von uns vergessen. Hanna ist eine bewundernswerte, starke Frau, die uns alle Fragen zur Leidensgeschichte ihrer Familie im Holocaust beantwortet und mit ihren sehr persönlichen Aussagen tief berührt hat. Sie erzählte uns, wie sie als Fünfjährige mit ihrer Familie aus Rumänien in ein Arbeitslager verschleppt wurde, wie sie jeden Tag darauf wartete, ob ihre Eltern wieder vom Arbeitseinsatz zurückkommen würden und wie sie nach der Befreiung und zwei Jahren ohne Heimat nach Israel auswanderten: „Israel war meine Rettung!“

Der nächste Tag begann für einen Teil der Gruppe mit Yoga am Meer, andere blieben lieber noch etwas liegen und frühstückten gemütlich, bis es dann um neun Uhr hieß: „Abfahrt zum Berg der Seligpreisungen!“ Unser Guide Michael, der uns die nächsten Tage begleitete, erzählte uns, dass die schlichte, achteckige Kirche dort von Mussolini gesponsert wurde, was uns nach anfänglicher Verwirrung deutlich machte, dass die Region nicht erst heute symbolisch vereinnahmt wird. Nachdem wir genug Zeit hatten, uns die Kirche und den umliegenden Park genau anzusehen, ging es weiter an den See Genezareth. Dort hatten wir Zeit zum Baden (es schaffte leider keiner über das Wasser zu gehen) und etwas zu picknicken, da wir davor noch in einem kleinen Tante-Emma-Laden Snacks und Hummus kaufen konnten. Auf der Rückfahrt baten wir den Busfahrer noch, uns zu einem lokalen Gewürzmarkt zu bringen, wo wir uns mit Gewürzen, Tees und Mitbringseln eindeckten.

Pause hatten wir im Bus, dann hieß es „Aufpassen und Mitdenken“ beim Workshop zum Nahostkonflikt. Da wir eine Gruppe sehr interessierter Schüler waren und viele von uns Fragen und eigene Meinungen einbrachten, gestaltete sich dieser Workshop sehr spannend. Danach freuten wir uns alle auf das leckere Abendessen (und einzelne auch auf das dort verfügbare WLAN), bevor es Zeit war, schlafen zu gehen, um fit für den aufregenden nächsten Tag zu sein.

Die Möglichkeit, mit Schülern der 12. Klasse einer jüdischen Schule zu sprechen, nutzten wir in vollen Zügen aus und es wurden sofort Freundschaften geschlossen, sodass uns ein paar der Schüler am Abend, nachdem wir aus Haifa und dem Besuch der Baha’i Gärten zurückkamen, sogar in Nachsholim besuchten und Eis mitbrachten. Und auch wenn wir wussten, dass wir am nächsten Tag mit gepackten Koffern früh los mussten, saßen wir alle noch lange zusammen mit den Lehrern draußen. Manche SchülerInnen verstanden sich so gut, dass bleibende Kontakte entstanden – die nächsten Besuche sind schon gebucht.

In Tel-Aviv hatten wir die einmalige Gelegenheit, mit einem jungen Diplomaten in der Deutschen Botschaft zu sprechen, was wie das Treffen mit den jungen Israelis ein absolutes Highlight war. Herr Dr. Lars Kettner beantwortete alle unsere Fragen zu seinem Beruf und seinen Aufgaben in Israel und hinterließ einen bleibenden Eindruck. Während der anschließenden langen Busfahrt nach Jerusalem kamen die Gespräche immer wieder auf den Besuch bei der Botschaft und das Leben als Diplomat zurück.

In Jerusalem angekommen ging es direkt zur Holocaust-Gedenkstätte Yad VaShem, wo wir eine Führung und unglaublich viele Eindrücke bekamen. Vor allem der Gang durch ein dunkles Gebäude, in dem Spiegel Kerzenlicht 1,5-millionenfach zurückwarfen und Namen im Holocaust umgekommener Kinder vom Band liefen, sorgte für eine nachdenkliche Stimmung und berührte jeden in der Gruppe nachhaltig. Das merkte man auch noch, als wir in unserer nächsten Unterkunft in Jerusalem ankamen. In Kleingruppen gingen wir in der Altstadt zum Abendessen und erkundeten noch die Stadt, bis uns die Füße wehtaten.

Am fünften Tag erwartete uns das straffste Programm der Reise mit dem Besuch des Tempelbergs vor dem großen Andrang, der Klagemauer, der Grabeskirche und einem Gespräch mit einem arabisch protestantischen Pfarrer, alles eingebettet in einen Rundgang durch die Altstadt. Unser neuer Guide, Shmuel, gab uns eine interessante Führung und beantwortete geduldig und kompetent unsere vielen Fragen. Vor allem erfuhren wir etwas über die verschiedenen Bevölkerungsgruppen, die in Jerusalem leben.

Wenn es nach uns gegangen wäre, wären wir noch mindestens vier Wochen in Jerusalem geblieben, doch am Abend ging unsere Reise weiter in Richtung Totes Meer. Dort nächtigten wir in einem Kibbuz in der Wüste und gingen früh schlafen, da unsere Reise schon um vier Uhr morgens fortgesetzt wurde. Der Aufstieg auf die Feste Masada war so früh geplant, damit wir von oben den Sonnenaufgang sehen können. Nur zwei unserer Gruppe mussten später mit der Seilbahn nachkommen, da der Aufstieg mit Krücken und offenen Blasen an den Füßen etwas beschwerlich gewesen wäre. Doch auch sie hatten oben die unglaubliche Aussicht und bekamen eine Führung durch die Festung.

Der letzte Punkt vor der Heimreise hieß: „Entspannung und Synchronschwimmen im Toten Meer!“ Dies war ein gebührender und zugleich wohlverdienter Abschluss für diese unglaubliche Reise und uns ist allen klar: Es war nicht unser letztes Mal in diesem wunderschönen und interessanten Land! Bis nächstes Jahr in Jerusalem!

Sophia Hofmann