Schrödingers Katze lebt!

Am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien trafen wir uns an der berühmten Parabelrutsche der Fakultät für Mathematik in Garching. Dabei lief uns irgendwie Schrödingers Katze über den Weg. Das eigentliche Ziel unserer Exkursion war das ix-quadrat, ein Ausstellungsraum mit 81 m² gelebter Mathematik.

Dort begrüßte uns um 10 Uhr die Koordinatorin des ix-quadrates Frau Jutta Niebauer und übergab uns für die nächsten zwei Stunden in die Hände von Korbinian, einem Lehramtsstudenten für Mathematik und Physik im siebten Semester.
Anfangs war ‚freies Spiel‘ angesagt: mit Puzzle, binomialverteilter Kugelbahn, Parabelrechner oder der Simulation von Planetenflugbahnen. Des Weiteren standen ein chinesischer Kompasswagen, Conways Spiel des Lebens, ein Möbiusband oder Geduldsspiele in der Knobelecke bereit. Jeder durfte sich nach seiner Fasson beschäftigen.

Im zweiten Teil der Veranstaltung setzten wir uns mit Symmetrien und platonischen Körpern auseinander. Korbinian zeigte uns zuerst eine App von Professor Jürgen Richter-Gebert, mit deren Hilfe man ausgehend von 17 verschiedenen Symmetrien mit sehr einfachen Mitteln wunderschöne kunstvolle Mandalas zeichnen kann.
Im Anschluss daran bekamen wir Bausätze mit gleichseitigen Vielecken. Leider stellte sich nicht jedes gebastelte Produkt unserer Teams dann als einer der sogenannten fünf platonischen Körper heraus.
Wir lernten in diesem Kontext, dass sich der Würfel und der Oktaeder dual zueinander verhalten. Was dies bedeutet, wurde uns mit digitaler Hilfe und anhand von Spiegeln gezeigt: Ein Oktaeder lässt sich mit seinen sechs Ecken beispielsweise in die sechs Flächen eines Würfels einbeschreiben und dieser Würfel lässt sich wiederum mit seinen acht Ecken in die acht Flächen eines weiteren Oktaeders einbeschreiben. Selbstverständlich kam die ft13a selbst darauf, dass Tetraeder sogar dual zu sich selbst sind.

Nachdem wir uns schließlich noch vorstellten, wie vierdimensionale Objekte ins Dreidimensionale abgebildet werden, durften wir unsere rauchenden Köpfe wieder durch praktisches Tun erholen.

Bevor wir uns mit dem Bau einer Kuppel nach dem Plan von Leonardo da Vinci beschäftigten, beobachteten wir gegenüber vom ix-quadrat am Südeingang der Fakultät ein abgewandeltes Gedankenexperiment zu Schrödingers Katze: Kann eine Katze gleichzeitig ‚drinnen‘ und ‚draußen‘ sein? Die eingangs erwähnte Katze ließ sich freiwillig von zwei Studentinnen im Windfang zwischen zwei elektronischen Schiebetüren einsperren, wo die Bewegungsmelder dann leider nicht auf sie reagierten. Durch das beherzte Eingreifen unserer Schülerinnen wurde das Experiment im Sinne des Tierschutzes abgebrochen und die Katze entschied sich für den Zustand ‚draußen‘.

Nach dieser Aufregung wählten wir Leonardo da Vincis „cúpula 6“ mit „parallelograms, hexàgons i triangles“ aus. Seine Kuppeln werden nur durch geschicktes Verschränken von Stangen gefertigt, ohne dass diese mit Nägeln, Schrauben, Seilen oder anderen Hilfsmitteln fixiert werden müssen.
Mithilfe vieler Hände schafften wir es natürlich nur deshalb nicht eine ganze Kugel zu fertigen, weil uns das Material ausging. Die ‚Leonardo-Brücken-Bauer‘ mussten sogar noch ihre Stäbe für das große Ganze der Klasse opfern. Eine mutige Testperson legte sich im Vertrauen auf Leonardo da Vincis technische Fähigkeiten dann unter die Kuppel.
Herzlichen Dank an Korbinian für diesen kurzweiligen und interessanten Vormittag im ix-quadrat!

Nach der Veranstaltung erzählte Frau Niebauer, dass die rot-weiße Katze erst seitdem im Gebäude herumstreunt seit eine Kollegin zurückgekehrt ist, die sich unter anderem mit Schrödingers Katze beschäftigt. Wenn das kein Beweis dafür ist, dass Schrödingers Katze jetzt dort zuhause ist.