Erika Rosenberg (Buenos Aires, München) referiert über Emilie Schindler, die Frau von Oskar Schindler

Am 22. September 2023 besuchte unsere Schule Frau Rosenberg, um die weitgehend unbekannte Emilie Schindler, die Frau an Oskar Schindlers Seite, vorzustellen. Oskar Schindler wurde durch Steven Spielbergs Film „Schindlers Liste“ (1993) einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Der Film hat seine Wirkung nicht verfehlt. Weniger bekannt ist jedoch das Leben von Frau Schindler. Frau Rosenberg, die Frau Schindler selbst in Argentinien kennen gelernt hat, hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieser Frau zu dem Platz in der öffentlichen Wahrnehmung zu verhelfen, der ihr gebührt (Siehe auch: E.R., „Ich, Emilie Schindler. Erinnerungen einer Unbeugsamen“, München 2001). Emilie Schindler spielte eine entscheidende Rolle bei der Rettung von mehr als 1200 Häftlingen, die in der Fabrik des Ehepaares arbeiteten. Herr Pellmann und „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ (Frau Zielke und Frau Hauke) machten es möglich, diese Geschichte zu hören.

Frau Rosenberg, selbst Kind von Deutschen jüdischen Glaubens, die 1936 nach Argentinien fliehen mussten, stellte sich zunächst selbst vor. Ihre eigene Geschichte und die ihrer Familie, die zum Teil ebenfalls Opfer der Shoa wurden, bewegte die Zuhörer. Anwesend waren auch die Seminare der 13. Klasse, wobei sich eines auch mit der Thematik Emigration nach Argentinien beschäftigt. Frau Rosenberg gelang ein persönlicher, authentischer Zugang, indem sie die Lebensgeschichte der aus Mähren stammenden Emilie Schindler nachzeichnete, die ihrem lebenslustigen Mann zur Seite stand und ihn immer unterstützte. Die Rettung der Häftlinge sei eindeutig auch das Werk von Emilie Schindler, so Frau Rosenberg, aber auch das Verdienst von etwa 30 weiteren Helfern, die Oskar Schindler, der selbst in der militärischen Abwehr arbeitete, gehabt habe.

Nach dem Krieg habe Schindler, der von Israel als Gerechter anerkannt worden sei, als Nazi-Jäger auch für das Simon-Wiesenthal-Center gearbeitet. Dies habe jedoch in Deutschland zu einer ernsten Gefahrensituation geführt, weshalb das Ehepaar nach Argentinien geflohen sei. Vor Ort in Argentinien trafen die beiden jedoch auf die so genannten zwei Dörfer, eine deutsche Gemeinschaft der geflohenen Opfer und eine national orientierte Gemeinschaft. Manchmal trafen sich Opfer und geflohene Täter im öffentlichen Leben. Emilie lebte schließlich nach dem Tod ihres Mannes außerhalb von Buenos Aires in einem ihr zur Verfügung gestellten kleinen Haus in ärmlichen Verhältnissen. Später, so Frau Rosenberg, habe Frau Schindler eine sehr kleine Rente von einer jüdischen Organisation erhalten. Steven Spielberg habe ihr jedoch nie Tantiemen gezahlt, Emilies Ansprüche gegenüber der Filmproduktion seien ins Leere gelaufen. Einige Jahre vor ihrem Tod sei Emilie mit Hilfe von Frau Rosenberg nach Deutschland übergesiedelt, und zwar dorthin, ‚wo Deutschland am schönsten ist‘ (Emilie Schindler), nämlich nach Bayern. Begraben ist sie im bayerischen Waldkraiburg. Die Zuhörer waren sehr bewegt, dieses Beispiel einer gerechten, aufrichtigen Deutschen zu sehen, die in ihrem Leben viel Courage gegen Rassismus gezeigt und dabei viel verloren hat, nie aber die gute Laune und die Zuversicht, so Frau Rosenberg.

(Fedor Pellmann)