Stefan Kornelius von der ‚Süddeutschen Zeitung‘ referierte über die Problematik der Berichterstattung zu Nahost

Als erster in unserer Vortragsreihe zum Krieg in Nahost referierte Stefan Kornelius, Chef des Ressorts Politik der SZ, am 27.11. 2023 vor ca. 450 Schülern unserer Schule über die Berichterstattung zu Nahost. Der Referent wurde von Fachschaftsleiter G/PuG Philipp Süßmann begrüßt und erläuterte dann, worauf man bei Nachrichten und sogenannten Fake News achten muss: Autorschaft, weitere Quellen und Plausibilität.

Zur Nachrichtenlage in Nahost erläuterte Herr Kornelius, die SZ habe freien Zugang zu israelischen Medien und Menschen aus Politik und Gesellschaft. Die Informationslage in Gaza sei hingegen schwierig, weil durch die Kontrolle der Hamas hier keine freie Berichterstattung möglich sei. Es wurde aber deutlich, dass die „Süddeutsche Zeitung“ viele Korrespondenten vor Ort und in den angrenzenden Ländern hat. Kornelius selbst z. B. ist ein Kenner der atlantischen Außenpolitik und war in vielen Ländern des Nahen Ostens bereits persönlich.

Am Beispiel des Feuerballs von Gaza, also der zuerst vermeintlich Israel zugeschriebenen Bombardierung des Al-Ahli-Krankenhauses wurde deutlich, wie schnell einseitig Schuldzuschreibungen entstehen, lange bevor ausreichend belastbare Informationen zur Verfügung stehen. An der Stelle wurde auch das Dilemma des seriösen Nachrichtenjournalismus deutlich, der es, anders als Nutzer sozialer Medien, zur Aufgabe hat, Ereignisse und Nachrichten genau auf Richtigkeit und Plausibilität zu prüfen, bevor sie veröffentlicht werden. Hierdurch entsteht, gerade in Zusammenhang mit kontroversen und emotional besetzten Themen wie in Nahost, ein Geschwindigkeitsnachteil gegenüber sozialen Medien, der nur schwer aufzuholen ist. Damit verknüpfte Stefan Kornelius als Vertreter jener professionellen Medien einen Appell, im Angesicht der Nachrichtenlage „kühlen Kopf“ zu bewahren und sich auch versuchter Manipulationsversuche bewusst zu sein.

Weiterhin wurden die Verwicklungen und Interessen auch anderer Akteure in der Region sowie das menschenverachtende Kalkül der Hamas-Terroristen beleuchtet, deren Akteure sich beispielsweise bewusst in zivilen Einrichtungen verstecken und entsprechende menschliche Verluste billigend in Kauf nehmen.

Im Anschluss kam es zu teils kontroversen Gesprächen mit Schülern, von denen manche die Einseitigkeit in den Bewertungen seitens der deutschen Medien kritisierten, gerade auch in Hinblick auf die besondere deutsche Verantwortung für die Sicherheit des Staates Israel. Abschließend wurde von Herrn Kornelius aber betont, dass der Konflikt zu komplex sei, um mit einseitigen Schuldzuschreibungen zu reagieren und dass Taten und Opferzahlen nicht verrechnet werden sollten. Letztlich bestehe die Hoffnung, so der Chefjournalist, dass man im Rahmen internationaler Bemühungen eine von allen akzeptierte und garantierte Sicherheitslage für beide Parteien erreicht.

Fedor Pellmann und Philipp Süßmann